Bio-Verbraucher e.V. – Info-Brief 16 / Oktober 2008
Liebe Leser,
nach der Gentechnik in Landwirtschaft und Nahrung droht
uns eine neue Gefahr: die Nanotechnologie. Der folgende Text ist entnommen
der Broschüre Endstation Mensch – Aus dem Labor auf den Teller
des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die
Sie sich schicken lassen (Tel. 030-2758640) oder herunterladen können
bei www.bund.net. In der Broschüre erfahren Sie u. a. auch, welche Nano-Produkte
schon auf dem Markt sind.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit spielen sich auf dem Lebensmittelmarkt
derzeit tiefgreifende Veränderungen ab. Künstlich hergestellte Nanomaterialien
werden immer mehr Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln zugefügt
und landen so auf unseren Tellern. Auch Lebensmittelverpackungen sowie Küchenutensilien
und –geräte (wie z.B. Kühlschränke) werden immer häufiger
mit Nanomaterialien ausgestattet, um ihnen neue Produkteigenschaften zu verleihen.
Über den Einsatz in Düngern und Pestiziden halten Nanomaterialien
Einzug in die Landwirtschaft und gelangen somit direkt in die Umwelt. Gleichzeitig
wächst die Zahl wissenschaftlicher Studien, die auf mögliche Gesundheits-
und Umweltrisiken verweisen. Doch während die Industrie fleißig
neue Nanoprodukte auf den Markt bringt, hinkt die Gesetzgebung hinterher:
Weltweit gibt es bislang keinerlei verpflichtende Sicherheitsstandards und
-tests für Nanoprodukte, auch nicht für deren Einsatz im Lebensmittelbereich.
Auch die deutsche Bundesregierung sieht „gegenwärtig grundsätzlich
keinen Veränderungsbedarf bei bestehenden Gesetzen und Verordnungen aufgrund
nanotechnologischer Entwicklungen“ (Deutscher Bundestag 2007). Meinungsumfragen
zeigen, dass die meisten Verbraucher keine Lebensmittel mit Nanozusätzen
kaufen würden. Doch eine Wahlmöglichkeit haben sie nicht: In den
seltensten Fällen werden Nano-Lebensmittel auch als solche verkauft,
denn es gibt bisher keine Kennzeichnungspflicht.
In der ersten Veröffentlichung dieser Art wollen der BUND und seine Partnerorganisationen
Friends of the Earth Australien, Europa und USA nun etwas Licht in das Dickicht
des Nano-Lebensmittelmarktes bringen: Sie zeigen in welchen Bereichen der
Lebensmittelherstellung, Lebensmittelverpackung, Küchenausstattung und
Landwirtschaft Nanomaterialien Anwendung finden, welche Risiken für Mensch
und Umwelt damit verbunden sein können und wie es um die Gesetzgebung
steht.
Wo werden Nanomaterialien eingesetzt?
Nanomaterialien werden bereits jetzt etlichen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln
zugesetzt. Sie finden z.B. Anwendung, um
• Nahrungsmittel wie Erfrischungsgetränke, Speiseeis, Schokolade
und Chips als „gesunde“ Lebensmittel vermarkten zu können,
indem der Mineral- und Vitamingehalt erhöht wird;
• bestimmte Produkteigenschaften zu erzielen: So wird nanopartikuläres
Siliziumdioxid als Rieselhilfe pulverförmigen Lebensmitteln wie Kochsalz,
Gemüsebrühe, Gewürzmischungen und Puderzucker zugesetzt;
• aktive Substanzen wie Vitamin A und E, Omega 3 oder Koenzym Q 10 in
Nano-Kapseln eingeschlossen durch das Verdauungssystem zu schleusen, um sie
erst an ihrem gewünschten „Einsatzort“ im Körper wirksam
werden zu lassen (enthalten z.B. in Fleisch-, Milch- und Backwaren);
• stärkere Geschmacks- und Farbstoffe sowie Verarbeitungshilfen
zu entwickeln, wodurch die Produktionskosten gesenkt werden können.
Weit verbreitet ist auch der Einsatz von Nanomaterialien im Bereich von Lebensmittelverpackungen
sowie Küchenutensilien und -geräten. So werden Nanomaterialien verwendet,
um Verpackungen und Küchenprodukte antibakteriell zu beschichten. In
Entwicklung sind außerdem Verpackungen, die aktiv auf den Inhalt reagieren
und unter bestimmten Bedingungen Nährstoffe oder antibakterielle Substanzen
in die Nahrung abgeben oder mit einem Farbwechsel reagieren, wenn der Inhalt
verdirbt. Auch in die Landwirtschaft hat die Nanotechnologie bereits Einzug
gehalten. So können z.B. die Wirkstoffe von Agrochemikalien, wie Pestiziden
und Dünger, in Nano-Kapseln umhüllt und dadurch effektiver eingesetzt
werden. Die Nanotechnologie eröffnet zudem neue Möglichkeiten zur
Genmanipulation von Nutzpflanzen.
Siehe auch einen weiteren Auszug aus der Broschüre in der Rubrik „2
Landwirtschaft/Handel“ in diesem Brief und die Forderungen des BUND
in der Rubrik „7 Verbrauchermeinung“!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter

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